Saterfriesisches Wörterbuch
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fóar (b)

vor: 1. (zeitlich) 1.1 hie is fóar mie kemen : er ist vor mir gekommen. 1.2 fóar aal : vor allem. 1.3 fóar kuten : kürzlich. 1.4 dät waas fóar uus Tied : das war vor unserer Zeit. 2. (räumlich) 2.1 as wie deerwai kemen, stuud hie fóar dät Húus : als wir dahin kamen, stand er vor dem Haus. 2.2 hie siet juust fóar uus : er saß gerade vor uns. 2.3 die Skooijer mout fóar t Gjucht : der Strolch muss vor Gericht.

foar (a)

1. zugunsten einer Person oder einer Sache: 1.1 iek dwo dät foar die, man nit foar uur Ljudene : ich tue das für dich, aber nicht für andere Leute. 1.2 iek wol mie foar jou iensätte : ich will mich für euch einsetzen. 1.3 hie moaket dät foar sien Wieuw : er macht das für seine Frau. während: iek drege dussen Houd foar dät träde Jíer : ich trage diesen Hut für das dritte Jahr. zur Bezeichnung eines Zweckes: 3.1 dusse Droank is goud foar do Wurme : diese Medizin ist gut gegen Würmer. 3.2 dät Lound is ferhíerd foar Tuvvelke, un deer is et bääst tou : das Land ist für den Kartoffelanbau verpachtet, und dazu ist es bestens geeignet. 4. im Austausch gegen; im Tausch für: iek häbe fjauerdúzend Euro foar dän Houngst kríegen : ich habe viertausend Euro für das Pferd bekommen. 5. zur Angabe eines Verhältnisses: hie is kros foar sien Jíere : er ist für sein Alter rüstig. 6. in Verbindung mit zwei gleichen Substantiven zur Angabe der Aufeinanderfolge ohne Auslassung: Äivend foar Äivend siet hie bie t Finster : Abend für Abend saß er am Fenster. 7. zur Angabe einer Meinung, einer Beurteilung: iek bän deer nit foar : ich bin abgeneigt. 8. zur Angabe der Zugehörigkeit: dut Bouk is foar die : dieses Buch ist für dich. 9. zur Angabe des Ersatzes oder der Vertretung von jemandem/etwas: die Koaster boalde foar dän kroanke Pastoor : der Küster redete anstelle des kranken Pfarrers. 10. zur Angabe der Gegenleistung: wie kopeden dän Hingst foar 5000 Euro : wir kauften den Hengst für 5000 Euro. 11. zur Angabe einer Dauer, einer Zeitspanne: wie blieuwe hier foar trjo Wíeke : wir bleiben hier für drei Wochen. 12. wegen: ju is foar hiere flugge Stämme bikoand : sie ist für ihre schöne Stimme bekannt.

Foar, -e, die

1. Vater (der Vater eines anderen im Ggs. zum eigenen Vater ( Babe )). 1.1 siet twohunderd Jíere(n) al fon dän Foar ap dän Súun uurlieuwerd: seit zweihundert Jahren vom Vater auf den Sohn überliefert. 1.2 fon Foars Siede: väterlicherseits. 1.3 fon Foar ap Súun feräärved: von Generation zu Generation vererbt. [afrs. fader ]

Woud, -e, dät

1. Äußerung: 1.1 hie kon sien Woud goud moakje: er kann sich mit Worten gut ausdrücken, verteidigen. 1.2 hie liet him nit tou Woud kume: er ließ ihn nicht zu Wort kommen, verhinderte, dass er sich äußerte. 1.3 hie fíert dät grote Woud: er beherrscht das Gespräch. 1.4 fon Woud tou Woud: wörtlich, wortgetreu. 1.5 hie häd mie dät Woud fóar ju Mule wägnúmen: 1.5.1 er ist mir mit seiner Äußerung zuvorgekommen. 1.5.2 er hat mich unterbrochen, ist mir ins Wort gefallen. 1.6 dät ene Woud hoalde dät uur, un dan hieden jo sik in do Klatten: ein Wort holte das andere, und dann hatten sie Streit miteinander. 1.7 dät is noch nit dät lääste Woud: das ist noch nicht das letzte Wort. 1.8 dät is Woud foar Woud ju Weerhaid : das ist die buchstäbliche Wahrheit. 1.9 dät koom so tou Woude : es kam die Rede darauf. 1.10 dät leeuwe iek die ap t Woud : das glaube ich dir aufs Wort. 1.11 deer kon iek ook n Woud tou kwede : das kann ich auch bestätigen. 1.12 dät Woud häbe : das Wort führen. 1.13 hie häd deer neen Woud bie kweden : er hat sich das schweigend angehört. 1.14 hie häd n Woud foar twäin : er redet mehr als zwei Menschen zusammen. 1.15 hie hied deer froamde Woude twiske : er sprach mit einem fremden Akzent; er sprach gebrochenes Deutsch. 1.16 hie stoant ap sien Woud un hoaldt, wät hie ferspräkt/toutält : er steht zu seinem Wort und hält, was er verspricht. 1.17 iek häbe neen Woud deertou kweden : ich habe nicht darauf geantwortet, habe mich nicht dazu geäußert. 1.18 sunder Woud un Wieze : stillschweigend, ohne ein Wort zu sagen. 1.19 tou Woude brange : zur Sprache bringen. 1.20 tou Woude stale : zurechtweisen, tadeln. 1.21 aan tou Woude stounde : jemandem Rede und Antwort stehen. 1.22 Woude breke : radebrechen. 2. Ruf: 2.1 hie häd dät Woud, dät hie mäd uur Ljudene nit umegunge kon : er hat den Ruf, dass er mit anderen Menschen nicht umgehen kann. 2.2 jo häbe dät Woud, dät jo goud wät unner do Fäite häbe : es wird ihnen nachgesagt, dass sie wohlhabend seien. 2.3 dät Woud gungt färe as die Mon : der Ruf geht weiter als der Mann. 3. Versprechen: 3.1 hie häd sien Woud nit heelden : er hat sein Versprechen nicht gehalten. 3.2 hie stoant tou sien Woud : er steht zu seinem Versprechen. 3.3 iek blieuwe bie mien Woud : ich bleibe bei meinem Versprechen. 4. Zeichen der Zustimmung: dät is n Woud : ich stimme mit Ihnen überein, gebe Ihnen recht. 5. Spruch, Redewendung, Sprichwort: uus Babe hied ook so n Woud : unser Vater hatte auch einen solchen Spruch. 6. Grundsatz: dut Woud mout jeelde : dieser Grundsatz muss gelten. 7. Vorwurf: hie wol dät neen Woud häbe : er weist den Vorwurf zurück. 8. Gespräch: iek häbe hier tou Woud wezen : ich habe ein Gespräch mit ihr geführt.

Haildeel, -dele, die / dät

1. Hälfte. 1.1 die Haildeel fon dät Lound mout foar de Híere wäg: das Land wird für die Hälfte des Ertrages verpachtet. tou dän/uum dän Haildeel : zur Hälfte/um die Hälfte. 1.3 wie bitoalje älk dän Haildeel. wir bezahlen je die Hälfte. [afrs. halfdêl ]

Hälpe, ju

1. Hilfe: 1.1 deer is neen Hälpe foar: 1.1.1 das ist nicht zu verhindern. 1.1.2 die Sache ist hoffnungslos 1.2 hie koom mie tou Hälpe : er kam mir zu Hilfe. 2. medizinische Behandlung: hie häd jäärsene fon sin Húusdokter Hälpe kríegen: er ist gestern von seinem Hausarzt behandelt worden.

wierfoar, wier... foar

1. wofür: wierfoar häd ju ju Medalje kríegen? : wofür hat sie die Medaille bekommen? 2. (relativisch) dät Bouk, wier iek mie foar bitonked häbe, waas daach nit so goud : das Buch, für das ich mich bedankt habe, war doch nicht so gut.

Hounde,, ju

1. Hand: 1.1 gau bie de Hounde: hilfsbereit. 1.2 Hound in Hound oarbaidje: Hand in Hand arbeiten; sich bei der Arbeit gegenseitig unterstützen (gron. mekoar in haand waarken. ) 1.3 hie kon ju Oarbaid mäkkelk fon Hound kriege : die Arbeit geht ihm leicht von der hand; er kommt mit der Arbeit gut voran. 1.4 Hounde anläze : flink anpacken, anfassen. 1.5 tou de Hound gunge : kleinere Arbeiten auf dem Bauernhof verrichten. 1.6 Hounde fóar de Fääste : wahllos; ohne auszusuchen, ohne auszuwählen: 1.6.1 hie häd dän hele Boudel Hounde fóar de Fääste meenúmen : er hat alles in Bausch und Bogen mitgenommen. 1.7 fon een/ene Hounde in de uur : bei der Arbeit die Hände wechseln; mit der anderen Hand anfassen. 1.8 Hounde fooldje : die Hände falten; beten. 1.9 hie boalt mäd Hounde un Fäite : er gestikuliert viel beim Reden. 1.10 Seite, Partei: du bääst ap mien Hounde : du bist auf meiner Seite, von meiner Partei. 1.11. ju is in betere Hounde : sie genest, erholt sich. 1.12 bie de Hounde : zur Hand. 1.13 ju platte/epene Hounde : die flache Hand; der Handteller. 1.14. uut fräie Hounde : mit Muskelkraft. 1.15 in de Hounde fale : besser gehen als erwartet. 1.16. uut de Hounde fale : schlechter gehen als erwartet. 1.17 ticht bie de Hounde : griffbereit, greifbar. 1.18 fon Hounde uut : mit der Hand. 1.19 ju flakke Hounde : die platte Hand. fóar de Hounde : vorrätig, greifbar, verfügbar. gau bie de Hound(e) : schnell bei der Hand; kurz entschlossen. 1.22 aan de Hounde ap wät reke: jemandem per Handschlag etwas versprechen. 1.23 ap de Hounde reke: jemandem etwas in die Hände liefern, übergeben. 1.24 hie häd noch wät bäte de Hounde: er hat etwas (Geld, Lebensmittel, Proviant) in Reserve. 1.25 dät häd hie uum do Hounde heeuwed: das hat er gut durchgeführt. 1.26 dät häd neen Hounde of Fäite: das hat weder Hand noch Fuß. 1.27 dät nimt mie nemens uut do Hounde: das nimmt mir niemand aus den Händen. 1.28 do Bäidene reke et mäd fulle Hounde uut: sparsame Eltern haben oft verschwenderische Kinder. 1.29 do Hounde umetouslo: widerrechtlich Besitz von etwas ergreifen. 1.30 du faalst mie heel uut de Hounde: du enttäuscht mich sehr. 1.31 een Hounde waasket ju uur: eine Hand wäscht die andere (= man muss sich gegenseitig helfen, um etwas zu erreichen). 1.32 uum de Hounde fon n Wucht anhoolde: einem Mädchen einen Heiratsantrag machen. 1.33 fon de Hounde in de Mule líeuwje: von Hand zu Mund leben. 1.34 fon de twäide Hounde : zweitrangig. 1.35 hie boalde mäd Hounde un Mule : er redete mit Händen und Mund. 1.36 hie gungt mie tou Hounde : er hilft mir. 1.37 hie häd dät aal in de Hounde : er hat die Führung. 1 . 38 hie häd fúul uum do Hounde : er hat viel zu tun. 1.39 hie häd loze Hounde : er gibt gern Geld aus. 1.40 hie häd n epene Hounde : er ist freigebig. 1.41 hie häd n grote Hounde : er ist großzügig. 1.42 hie is in Dokters Hounde : er wird vom Arzt behandelt. 1.43 hie is wier in goude Hounde : er erholt sich. 1.44 hie mout wät uum do Hounde häbe : er muss beschäftigt sein. 1.45 wät hääst du uum do Hounde? : womit bist du beschäftigt? 1.46 Bäidene mouten wät uum do Hounde häbe : Kinder müssen nicht müßig, untätig sein. 1.47 hie noom him ju Halloozje unner de Hounde wäg : er nahm ihm die Uhr im Stillen weg. 1.48 hie rakt Jeeld mäd fulle Hounde uut : er ist verschwenderisch. 1.49 ju Hounde epenhoolde : einen Geldbetrag, häufig Bestechungsgeld, erwarten. 1.50 ju Hounde fertrale : jemandem sehr schmerzhaft das Handgelenk verdrehen. in do Hounde kriege : in Empfang nehmen. in de/do Hounde klopje : durch Handschlag einen Vertrag abschließen, bestätigen. 1.53 hie häd fúul Jeeld in de Hounde: er ist wohlhabend. 1.54 jo kriege hiere Oarbaid nit fon de Hounde : sie kommen mit ihrer Arbeit nicht voran. 1.55 reek mie de Hounde : gib mir die Hand. 1.56 uut de Hounde kume : verlegt werden; abhanden kommen. 1.57 wenn ein alleinstehendes Haus dem Wind schutzlos ausgesetzt ist, dann sagt man: wie kriege dän Wíend uut eerste Hounde : wir bekommen den Wind aus erster Hand.

Íelt, dät

Schwiele: 1.1 Íelt in do Hounde: Schwiele auf den Händen. 1.2 wie häbe so loange seten ap dät Wieuwmoanske tou teeuwen, dät wie Íelt fóar de Moarze häbe: wir haben so lange gesessen und auf die Frau gewartet, dass wir Schwiele am Hintern haben. 1.3 hie häd Íelt ap de Tunge: er hat einen trockenen Hals und muss einen Schnaps haben. 2. Schilfrohr, Teichrohr.

Kop, -pe, die

1. Kopf: 1.1 Kop of Íere: Kopf oder Adler. 1.2 hie woget (sik) Kop un Kroage: er riskiert Kopf und Kragen. 1.3 Kop un Stäit nai bieëenuur: (von kleinen Menschen oder Tieren) Kopf und Schwanz nahe beieinander. 1.4 hie drägt dän Kop tou hoog : er ist hochnäsig. 1.5 uut dän Kop : auswendig. 1.6 mäd dän Kop oarbaidje : nachdenken, sich konzentrieren. fóar dän Kop kält mie : die Stirn tut mir weh. hie häd sien hele Jeeld ap dän Kop hauen : er hat sein ganzes Geld verschwendet. 1.9 hie is fon Släip uur dän Kop falen: er ist vor Schläfrigkeit umgefallen. 1.10 n Kop kuter moakje: enthaupten. 1.11 ju stoalde dät hele Húus ap dän Kop, um dän Bril tou säiken : sie stellte das ganze Haus auf den Kopf, um die Brille zu suchen. 1.12 hie is n Kop gratter as iek : er ist einen Kopf größer als ich. 1.13 dät kumt ap dän Kop ou : das stimmt genau. 1.14 dät moast du die uut dän Kop slo : das musst du dir aus dem Kopf schlagen; das musst du vergessen. 1.15 dät stigt mie tou dän Kop : ich werde böse. 1.16 die häd n Kop! : der Mann ist äußerst hartnäckig! 1.17 die Wien stigt mie in dän Kop : der Wein berauscht mich. 1.18 do Koppe touhopestete : die Köpfe zusammenstecken; insgeheim Pläne machen. 1.19 aan wät fóar dän Kop haue/kwede : einem etwas unverblümt und von Angesicht zu Angesicht sagen. 1.20 hie häd et in dän Kop : er ist geistig etwas verwirrt. 1.21 hie hoaldt hier ju Hounde buppe dän Kop : er bewahrt sie vor allerlei Unannehmlichkeiten. 1.22 hie kwädt die sien Menenge liek fóar dän Kop : er sagt einem seine Meinung rundheraus. 1.23 hie lät den Kop hongje : er ist niedergeschlagen. 1.24 hie ron mäd dän Kop fóar do Fäite deerwai : er lief niedergeschlagen dahin. 1.25 iek läite mie nit ap dän Kop skiete : ich lasse mich nicht auf den Kopf scheißen; ich lasse mich nicht fertigmachen. 1.26 toumoal skoot mie die Nome in dän Kop : plötzlich fiel mir der Name ein. 1.27 jo häbe sik bie dän Kop : sie haben Streit miteinander. 1.28 hie stuud deer mäd dän Kop in de Näkke : er stand da mit weit zurückgelegtem Kopf. 1.29 uur dän Kop gunge : Bankrott machen. 1.30 uur dän Kop smiete : zu Boden werfen; umwerfen. 1.31 die Wíend waide dät Húus boalde uur dän Kop : der Wind wehte das Haus beinahe um. 1.32 hie ron mie uur dän Kop : er rannte mich über den Haufen. 1.33 hie moaste dät Riemsel uut dän Kop aptälle : er musste das Gedicht auswendig aufsagen. 1.34 uut sin oaine Kop : aus eigenem Antrieb; eigenmächtig. 1.35 Kop un Íers nai bieëenuur : kurz gebaut; gedrungen, untersetzt. 1.36 hie siet Kop uur do Ore in dän Sloot : er saß bis über die Ohren im Graben. 1.37 jo häbe mie boalde uur dän Kop fíerd : sie haben mich beinahe über den Haufen gefahren. 2. Kopf als Sitz des Willens: wät du nit in dän Kop hääst, moast du in do Fäite häbe : was du nicht im Kopf hast, musst du in den Füßen haben. 3. Kopf als Sitz des Gefühls: wie häbe him dän Kop düchtig/düftig heet moaked: wir haben ihm den Kopf richtig heiß gemacht. 4. Kopf als Sitz des Verstandes: 4.1 hie häd n klouken Kop: er ist intelligent 4.2 ju is noch goud in dän Kop: sie ist geistig noch auf der Höhe. 5. (Hafer) Rispe. 6. das stumpfe Ende des Eis. 7. Knospe: ju Bloume häd n Masse Koppe: die Blume hat viele Knospen. 8. Spitze des Torfhaufens. 9. Obertasse. 10. das erste Element einer Reihe. 11. Frisur: ju häd n näien Kop kríegen: sie hat eine neue Frisur bekommen. 12. Kopf eines Backsteins.

kuut

1. kurz: 1.1 hie is mäd dän Kuutsten geen : er hat den Kürzeren gezogen. 1.2 kuut un skäärp : ohne viel Federlesens; ohne Umschweife. 1.3 kuut uum dän Houk : schnell, gerade auf das Ziel zu. 1.4 binne kute Tied mout dät kloor weze : innerhalb von kurzer Zeit muss das fertig sein. et is kuut fóar twelig : es ist kurz vor zwölf. tou kuut dwo : benachteiligen; betrügen, übervorteilen. 1.7. tou kuut kume: 1.7.1 benachteiligt werden. 1.7.2 nicht ausreichen, nicht vorhalten. 2. zerbrochen, zerrissen; schwer beschädigt, entzwei: 2.1 min näie Jikkel is kuut: meine neue Jacke ist zerrissen. 2.2 do Gleze sunt alle kuut: die Gläser sind alle zerbrochen. 2.3 die Pot is kuut: der Topf ist entzwei. 2.4 min Hosk is kuut: mein Holzschuh ist zerbrochen. 2.5 hie häd dät Skap fon Dulligaid kuut un kleen hauen: er hat den Schrank vor Wut kurz und klein gehauen. 2.6 kuut riete : zerreißen. 3. außer Betrieb, defekt: min Woain is kuut: mein Wagen ist außer Betrieb. 4. straff: n Roop kuut luke, anluke : ein Seil straffen, straff anziehen.

liekheruut

1. geradeheraus, direkt: 1.1 liekheruut tou kweden : ohne Umschweife gesagt. iek häbe him dät liekheruut fóar dän Kop kweden : ich habe ihm das direkt ins Gesicht gesagt.

ljoacht (ljaachter, ljoachtste)

1. licht, hell: et is noch nit ljoacht : es ist noch nicht hell. fóar t Ljoachte kume : zutage treten; ans Licht kommen. 1.3.1 bie Ljoachten: bei Tageslicht. 1.3.2 jie mouten bie Ljoachten apstounde : ihr müsst bei Tageslicht aufstehen. 1.4 hie häd dät an t Ljoachte broacht : er hat das ans Licht gebracht. 1.5 hie kumt nit in t/fóar t Ljoachte : er ist nicht zu sehen, nicht sichtbar; er bleibt hinter den Kulissen. 1.6 ljoacht wäide : dämmern; hell werden, Tag werden. 2. von lichter Farbe: ljoachte Híere : blonde Haare. 3. erleuchtet: do Finstere sunt ljoacht : die Fenster sind erleuchtet.

stale iek stale, du stoalst, hie/ju stoalt, wie stale; stoalde, stoalden; stoald; staal! stalet!

stellen: 1.1 staal ju Kiste in de Häidene! : stell die Kiste in die Ecke! 1.2 fóar kloor Wíerk stale : vor vollendete Tatsachen stellen. 1.3 sik in Íezel stale : sich hartnäckig widersetzen, quer treiben. viel Last mit jemandem haben: wie häbe mäd him düftig wät tou stalen : er macht uns schwer zu schaffen. 3. (+ sik) 3.1 sich melden: iek mout mie bie dän Boas stale : ich muss mich beim Chef melden. 3.2 sich freiwillig zur Polizei begeben: iek bän bliede, dät hie sik stoald häd; uurs hieden do Dregunere him aphoald : ich bin froh, dass er sich freiwillig gestellt hat; sonst hätten ihn die Polizisten verhaftet.

Toustand, die

Zustand: 1.1 in skauboaren Toustand: in gutem Zustand. 1.2 in so n Toustand koast du mie nit fóar ju Dore kume: in einem solchen Zustand kannst du mir nicht vor die Tür kommen. → Toustound

aan (m.), een (f., n.)

1. ein(e)(r): 1.1 een uum t uur : jeder/jede/jedes zweite: hie skäldt een uum t uur Woud : jedes zweite Wort ist ein Fluch. 1.2 wechselweise; der Reihe nach: wie häbe een uum t uur säddend : wir haben wechselweise gekirnt. 1.3 von je zwei ein(e)(r): do Hokken sunt een uum t uur fon mie apstoald : jede zweite Hocke ist von mir aufgestellt. 1.4 dät ene mäd dät uur: mit allem Zubehör; mit Sack und Pack. 1.5 fon een in/ap t uur: von einem zum anderen. 1.6 fon een in/ap t uur kume: vom Hundertsten ins Tausendste kommen. 1.7 aan fóar uur : jeder, jedermann; alle. Mit Negation: niemand: 1.7.1 aan fóar uur wiel/wüül dät nit dwo: niemand wollte es tun. 1.8 nit aan: niemand sonst: hie kuud swimme as nit aan: er konnte schwimmen wie niemand sonst; er konnte am besten schwimmen. 1.9 aan/een uum dän/ju uur kuud ätter de Säärke wai; do uur bleeuwen in Húus: jede(r) zweite konnte zur Kirche; die anderen blieben zu Hause. 1.10 aan ätter dän uur: einer nach dem anderen.

ankonne

1. sich gegen jemanden oder etwas durchsetzen: hie kuud juun sin Brúur nit an : er konnte sich gegen seinen Bruder nicht durchsetzen. 2. bewältigen: hie kon ju Oarbaid wäil an : er kann die Arbeit wohl bewältigen. 3. sich verlassen auf: du koast ap sien Hälpe an : du kannst dich auf seine Hilfe verlassen. 4. nötig haben: hie kon sien Jeeld wäil/wül an : er hat viel Geld nötig. 5. jemandem überlegen sein, jemanden besiegen können: iek häbe neen Nood fóar him; iek kon him wäil an : ich habe keine Angst vor ihm; ich bin ihm überlegen.

ankume

1. ankommen, erscheinen (is): wie sunt fóar dän Grummelskúur failig in Húus ankemen : wir sind vor dem Gewitter sicher zu Hause angekommen. 2. in den Besitz von etwas kommen (is): ankume an : wo is hie an dät Boot ankemen? : wie ist er in den Besitz des Bootes gekommen? 3. rühren, treffen, traurig machen: ju Pretenje koom hier so an, dät ju Tronen in do Ogene hiede : die Predigt rührte sie so sehr, dass sie Tränen in den Augen hatte. 4. anrühren, antasten, berühren, betasten: iek koom an dät Wucht nit an : ich berührte das Mädchen nicht. 5. beeindrucken, berühren, bewegen: dät kumt mie nit an : das berührt, bewegt mich nicht. 6. heranreichen an, erreichen (is): hie kuud an ju Laampe nit ankume : er konnte an die Lampe nicht heranreichen, die Lampe nicht erreichen. 7. abhängen von, ankommen auf (is): 7.1 et kumt deer nit ap sien Oaler an : es kommt nicht auf sein Alter an. 7.2 et kumt deerap an, wo fúul du bitoalje wolt : es hängt davon ab, wie viel du bezahlen willst. 7.3 wie läite et deerap ankume : wir warten das Ergebnis, die Konfrontaton, die Folgen, usw. ab. 8. aufgenommen werden (is): sukke Baleräien kume deer nit goud an : solche Gerüchte werden dort nicht gut aufgenommen. 9. beim Trinken als Zeichen der Freundschaft anstoßen: läitet uus deer íeuwen ankume : lasst uns eben anstoßen. 10. vorsprechen (is): mäiden kume iek bie die an : morgen spreche ich bei dir vor.

Anloop, -lope, die

1. Anlauf: hie noom fóar dän Sproang n gouden Anloop: er nahm vor dem Sprung einen guten Anlauf. 2. Besuch: jo häbe fúul Anloop: sie haben viel Besuch. 3. Versuch: hie häd n poor Moal n Anloop bie dät Wucht heelden: er hat ein paar Mal versucht, das Mädchen zu umwerben.

apboomje

1. sich aufbäumen; sich plötzlich aufrichten: die Houngst bomede sik fóar dän Staal ap : das Pferde bäumte sich vor dem Stall auf. 2. sich auflehnen; Widerstand leisten: hie bomede sik juun do näie Fóarskrifte ap : er lehnte sich gegen die neuen Vorschriften auf.

apbrange

1. einführen: wäl häd so n näimoudsken Kroam apbroacht? : wer hat so etwas Neumodisches überhaupt eingeführt? 2. einen Gewinn erzielen: 2.1 dät brangt niks ap : das ist eine brotlose Kunst. 2.2 wät häd dät apbroacht? : was war der Ertrag, der Erlös? 3. aufbringen, erschwingen, auftreiben, beschaffen: 3.1 dät Jeeld kon iek nit apbrange : das Geld kann ich nicht aufbringen. 3.2 iek kon do Stjúren nit apbrange : ich kann die Steuern nicht aufbringen. 3.3 hie kon ju Híere nit apbrange : er kann die Miete nicht aufbringen. 3.4. dät koastede fieuwhundert Euro, un hie kuud dät nit apbrange : das kostete fünfhundert Euro, und das konnte er nicht aufbringen. 3.5 iek kon mie nit toanke, wo hie dät Jeeld foar sien näie Húus apbroacht häd : ich kann mir nicht vorstellen, wie er das Geld für sein neues Haus beschafft hat. 4. übrig haben: deer kon iek niks foar apbrange : dafür habe ich nichts übrig. 5. aufbieten: hie kon ju Kroazje, dän Mout nit apbrange : er kann die Kraft, den Mut nicht aufbieten. 6. aufregen: 6.1 die litjeste Juunsleek brangt him ap : der kleinste Gegenstoß regt ihn auf. 6.2 ju waas n bitje apbroacht, dät ju fóar so fúul Ljudene bale moaste : sie war etwas aufgeregt, dass sie vor so vielen Menschen reden musste.

appaasje

1. aufpassen auf; beschützen, überwachen: wie paasje goud ap uus Bäidene ap : wir passen gut auf unsere Kinder auf. 2. aufprobieren: n näie Kipse appaasje : eine neue Mütze aufprobieren. 3. schonen: 3.1 du moast ap dien sere Been appaasje : du musst dein krankes Bein schonen. 3.2 hie mout ap sik appaasje : er muss sich schonen. 4. verhindern: deer häbe wie fóar appased : das haben wir verhindert. 5. sich hüten: du moast ap die appaasje, sukke Woude tou bruken : du musst dich hüten, solche Wörter zu gebrauchen. 6. sich in Acht nehmen; Acht geben auf: hie paset fóar do Dregunere ap : er nimmt sich vor den Polizisten in Acht. 7. vorsichtig sein: wie paasje aaltied ap, wan wie in uus Tuun grilje : wir sind immer vorsichtig, wenn wir in unserem Garten grillen. 8. abfangen, abpassen; aufhalten und zur Rede stellen: wie paseden dän Postloper in de Oldenburger Sträite ap : wir fingen den Briefträger in der Oldenburger Straße ab.

apröäkelje

1. anfachen: dät Fjúur mout fóar ju Bräitied apröäkeld wäide : das Feuer muss vor dem Frühstück angefacht werden. 2. aufkratzen: mien Kniebelponne is wier apröäkeld un blädt stäärk : meine Kniescheibe ist wieder aufgekratzt und blutet stark. 3. Unangenehmes erneut erörtern, besonders in böser Absicht: du moast dät Oolde nit wier apröäkelje : du musst die unangenehme Vergangenheit nicht wieder erwähnen. 4. mit Gewalt aufwecken.

apsätte

1. (+ sik) sich aufbäumen: fóar dän Sloot sätte sik die Houngst toumoal ap : vor dem Graben bäumte sich das Pferd plötzlich auf. 2. (Wetter) besser werden: dät Weder sät sik bie litjen ap : das Wetter wird langsam besser. 3. (Brief) abfassen, verfassen. 4. auf den Kopf setzen: n Houd, n Kipse apsätte : einen Hut, eine Mütze aufsetzen. 5. auf den Herd setzen: Tuvvelke, Íeten, Woater apsätte : Kartoffeln, Essen, Wasser aufsetzen. 6. (Kühe) auf oder in den Stall bringen: wie mouten nu in Häärstdai do Bäiste apsätte : wir müssen jetzt im Herbst die Kühe in den Stall bringen, 7. (Miete, Preis) erhöhen: jo häbe ju Híere apsät : sie haben die Miete erhöht. 8. mit Erdreich aufschütten: n Wieke apsätte : einen Seitenkanal mit Erdreich aufschütten. 9. (Kegelspiel) aufsetzen: Kíegele apsätte : Kegel aufsetzen. 10. (Torf) in deichförmige Haufen (Wale) setzen: Eed apsätte : Torf in Haufen setzen. 11. in eine Reihe einsetzen: bie t Spíeljen Núten of Knikkere in n Riege apsätte : beim Spielen Nüsse oder Murmeln in eine Reihe einsetzen. 12. auf die Kandidatenliste stellen: mee ap de Lieste apsätte : mit auf die Kandidatenliste stellen. 13. Unterkunft gewähren; aufnehmen: iek häbe him apsät : ich habe ihn aufgenommen. 14. androhen: iek häbe him apsät, iek reke/roate him neen Jeeld moor, wan hie nit ap mie heert : ich habe ihm angedroht, ich gäbe ihm kein Geld mehr, wenn er mir nicht gehorcht. 15. aufbauen, befestigen: do Kaanten fon dän Sloot mäd Soden apsätte : die Ränder des Grabens mit Grassoden befestigen. 16. von unten erhöhen: n Iemetäine apsätte : einen Bienenkorb durch Erhöhung vergrößern. 17. in Stand setzen: wie häbe ju Múre wier apsät : wir haben die Mauer wieder in Stand gesetzt.

Aust/Oost, die

fjautien Dege fóar Sint Jokub un fjautien Dege ätter Sint Jokub roate et tjuusterge Wulken, man deer reen et nit uut: vierzehn Tage vor Sankt Jakob und vierzehn Tage nach Sankt Jakob gab es dunkle Wolken, aber daraus regnete es nicht. (Hierzu wird auch Oost gesagt. SintJakob ist der 25. Juli und vom 11. Juli bis zum 8. August ist Roggenernte. Deswegen Oost aus dem niederländischen oogst: Ernte.)